31.05.2022
Oberösterreich hat sich in der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 das klare Ziel gesetzt, die digitale Transformation aktiv zu gestalten und eine Spitzenposition in diesem Bereich zu erreichen. „Nicht nur zwei Jahre Corona-Pandemie haben gezeigt, wie rasch die Veränderung voranschreitet. Für den Standort Oberösterreich ist Digitalisierung das universelle Werkzeug für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen“, erklärt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. „Wir haben deshalb im Herbst 2021 eine Förderausschreibung für Digitale Transformation gestartet, um genau das erreichen: Know-how ausbauen, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit stärken, Wissenstransfer von der Forschung in die Wirtschaft sowie breite Anwendbarkeit auf ganze Branchen“, betont Landesrat Achleitner.
Eine international besetzte Jury der Forschungsförderungsgesellschaft FFG hat ein Projekt zur Förderung empfohlen, das diese Anforderungen rundum erfüllt. „TraceMe ist ein Leitprojekt für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau – traditionell ein Stärkefeld Oberösterreichs mit Technologieführern unter den Unternehmen und Spitzenleistungen in der Forschung“, hebt Landesrat Achleitner hervor. Einzigartig ist auch die Projektgruppe, in der acht Unternehmen – vom Leitbetrieb bis zum KMU – und sechs Forschungseinrichtungen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten.
„Diesen breiten, übergreifenden Ansatz braucht es auch. Denn im Projekt geht es um nichts weniger als ein technologisches Rahmenwerk für die Branche, um mit Hilfe digitaler Lösungen die Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft zu sichern“, so Landesrat Achleitner.
Konkret sind im modernen Maschinen- und Anlagenbau immer mehr Produkte gefragt, die individuell auf das jeweilige Kundenbedürfnis abgestimmt sind. Dazu braucht es ein durchgängiges, digitalisiertes Vorgehen. „Das betrifft alle Phasen von der Konstruktion und Produktion über Inbetriebnahme, Nutzung, Wartung, Service bis hin zur Wiederverwendung/-verwertung im Sinn einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“, erläutert Landesrat Achleitner. Um zwischen diesen Phasen effizient und damit kostensparend kommunizieren zu können, ist ein gemeinsamer digitaler roter Faden, der Digital Thread, von Anfang an entscheidend. Je nach Unternehmen kann dieser Faden bildlich gesprochen dicker oder dünner sein, länger oder kürzer – ganz abhängig davon, was benötigt wird. Es ist auch möglich, den Faden von Kunden oder Lieferanten einzuweben. Dabei darf man sich den Digital Thread nicht als ein Software-Produkt vorstellen. Er ist vielmehr eine organisatorische Herangehensweise, eine Methodik, die eine Durchgängigkeit der in allen Phasen erfassten Daten aus verschiedenen IT-Systemen sicherstellt.
Die große Herausforderung besteht darin, die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form zur richtigen Stelle zu bringen. Maschinen und noch mehr Anlagen sind komplexe Produkte, in denen viele verschiedene Komponenten zusammenspielen müssen: Steuerungssoftware, Motoren, Sensoren, Automatisierungstechnik. Meist sind das auch in den Unternehmen einzelne Bereiche, die mit Hilfe des Digital Threads zu einer gemeinsamen Herangehensweise finden sollen. „Wenn man sich vorstellt, dass große Maschinenbauer bis zu 60.000 Sonderoptionen für ihre Produkte anbieten, dann zeigt sich die Komplexität, die es zu bewältigen gilt. Denn klar ist: Die Fähigkeit, rasch auf komplexe Kundenanforderungen eingehen und spezifische Lösungen anbieten zu können, entwickelt sich im für Oberösterreich bedeutenden Maschinen- und Anlagenbau zu einem immer größeren Wettbewerbsfaktor“, betont Landesrat Markus Achleitner.
Münden sollen die Erfahrungen aus dem Projekt schließlich in konkreten Unterstützungsangeboten für die Maschinen – und Anlagenbauer. „Mit dem MechatronikCluster in unserer OÖ. Standortagentur Business Upper Austria haben wir das größte Netzwerk für die Querschnittmaterie Mechatronik, in dem sich rund 300 Partner - Unternehmen aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Technologie- und Komponentenzulieferer, Forschungs- und Entwicklungs- sowie Bildungseinrichtungen - zusammenfinden. Diesem kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, die Ergebnisse des Leitprojektes der gesamten Branche zugänglich zu machen“, erklärt Landesrat Achleitner. Zu den 300 Partnern im Mechatronik-Cluster zählen 232 Unternehmen mit 59.000 Beschäftigten und 17,8 Mrd. Euro Umsatz sowie 47,7 % Exportquote und einer Forschungsquote von 8,9 %. Geplant ist, aus den Erfahrungen des Projektes heraus Qualifizierungsangebote zu entwickeln, Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmen zu ermöglichen und schließlich einen umfassenden Leitfaden zur Verfügung zu stellen.
Wenn es um den unternehmensübergreifenden Austausch von Daten geht, dann stellt sich auch die Frage nach der rechtlichen Beurteilung. Zur Einzigartigkeit des Leitprojektes trägt daher bei, dass das LIT Law Lab der Johannes Kepler Universität Projektpartner ist. „Dadurch sollen die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen – von Kartell- und Wettbewerbsrecht, Datenschutz, Haftung, KI-Regulierung - umfassend dargestellt werden, um auch künftig eine rechtssichere Umsetzung zu ermöglichen“, betont Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. Und noch einen weiteren Vorteil gibt es durch die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Forschungseinrichtungen: Die Industriepartner werden von den Forscher/innen mit Expertenwissen unterstützt, während die Forschungseinrichtungen selbst ihre Entwicklungen im Praxisumfeld anhand von Anwendungsfällen erproben können. Durch die Einbeziehung der Bildungseinrichtungen JKU und Fachhochschule ist darüber hinaus sichergestellt, dass die Methodenkompetenz in künftige Lehrpläne aufgenommen wird.
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