07.05.2018
Den privaten Datenschatz zu heben, um geschäftlich erfolgreicher zu sein, hat sich Gerald Bauernfeind zur Aufgabe gemacht. Es ist das ungenutzte Potenzial von hunderten über die Jahre gesammelten Kontaktinformationen im persönlichen Smartphone, die der Vertriebsprofi im Visier hat. Mit der iOS-App GOAAM hat der Start-Up-Unternehmer ein Werkzeug geschaffen, das diese Kontakte erfasst, kategorisiert, in Netzwerken organisiert, als dynamische Soziogramme darstellt und erstmals Kanäle visualisiert, über die etwa Vertriebsziele zu erreichen sind.
Unterstützung bei der Entwicklung des virtuellen Assistenten für die reale Beziehungspflege bekommt Bauernfeind von TIM. Das von Land OÖ und WKOÖ finanzierten Technologie- und Innovations-Management stellte den Kontakt zum passenden Forschungs- & Entwicklungs-Partner her und ebnete den Weg zu Förderungen.
„Es ist ausgeschlossen, dass die Nutzer keinen Wow-Effekt erleben“, verspricht GOAAM- Erfinder und -Geschäftsführer Gerald Bauernfeind. „Alle werden überrascht sein, welche privaten und beruflichen Verknüpfungen die App zwischen ihren Kontakten plötzlich sichtbar macht.“ Allerdings müsse man für diese Soziometrie-Analyse – also die grafische Darstellung der Beziehungen zwischen den Namen im persönlichen Adressbuch – in analoge Vorleistung gehen. „Die Pflege der persönlichen Kontakt- und Beziehungsinformationen in der APP ist die Basis dafür. Je höher deren Qualität, desto höher ist die Qualität der Visualisierung“, sagt Bauernfeind. Obwohl sich Vergleiche mit großen sozialen Netzwerken für Geschäftskontakte aufdrängen, funktioniert GOAAM auf persönlich verifizierten Beziehungen.
Ab März 2018 im App-Store
Die App ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Es gibt keinen Austausch von Daten, keine Kontaktanfragen und keine öffentlich einsehbaren Profile. „Die grundsätzliche Idee hinter der GOAAM-App ist zutiefst analog, das Kapital eines Vertrieblers ist sein persönliches Beziehungsnetzwerk. Niemals würde jemand diese Daten online preisgeben und mit anderen teilen“, konkretisiert Bauernfeind. „Es geht ausschließlich um persönliche, sogenannte „face-to-face“-Kontakte. Die App ist ein hervorragendes digitales Hilfsmittel, um dies effizient für Geschäftsziele zu nutzen.“ Genau diese Verbindung zwischen digitaler und analoger Welt hat auch sofort das Interesse von TIM-Berater Daniel Födinger geweckt. Derartige Projekte zu unterstützen, sei die Kernaufgabe von TIM. „Die persönlichen Daten im Smartphone dazu zu nutzen, persönliche Kontakte zu vertiefen und neue zu knüpfen, um beruflich erfolgreicher zu sein, ist eine vielversprechende Geschäftsidee.“ Wie das konkret funktioniert, erklärt die Abkürzung GOAAM.
GOAAM ist App und Methode zugleich
Goal, Organize, Analyse, Act und Maintain – also die Zieldefinition, die Organisation und Analyse der Beziehungsnetzwerke, die darauf basierende Aktion und die Pflege des Netzwerks – verbirgt sich hinter der namensgebenden Abkürzung GOAAM. Um die App nutzen zu können, wird das Adressbuch in diese importiert. Dann werden die einzelnen Kontakte in Levels kategorisiert – von den besten persönlichen Freunden über langjährige Geschäftskontakte bis zu Personen, die über Internet-Plattformen Kontaktanfragen geschickt haben. Zusatzinformationen wie Hobbys, berufliche Laufbahn, kulinarische Vorlieben, Fremdsprachen, persönliche Begegnungen, gemeinsame Geschäftserfolge oder Kontakte zu potenziellen Kunden vervollständigen die Profile. Definiert man dann ein Vertriebsziel, visualisiert die GOAAM-App verschiedene Strategien, dieses zu erreichen. „Dadurch sehe ich, wer von meinen Bekannten schon gute Kontakte hat, wer mir helfen kann, noch bessere zu knüpfen, welche Veranstaltungen ich besuchen sollte, wer Multiplikator ist oder mich möglicherweise blockiert“, konkretisiert Bauernfeind. Diese Beziehungspflege, eine Kernkompetenzen von Vertriebsmitarbeitern alter Schule, ist Kern der GOAAM-Methode. Diese kann man in der GOAAM-Academy erlernen oder als zertifizierter Trainer unterrichten.
Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen und pflegen
GOAAM-Erfinder und Unternehmensgründer Gerald Bauernfeind ist eben einer dieser Vertriebsprofis alter Schule. Er war 20 Jahre lang für Unternehmen wie Siemens oder Xerox auf internationalen Märkten aktiv und ist seit acht Jahren als Business Consultant selbständig. „Das wichtigste Kapital waren immer meine persönlichen Geschäftskontakte“, sagt der gebürtige Oberösterreicher. Wie unentbehrlich diese für den wirtschaftlichen Erfolg sind, hätten viele Unternehmen erst erkannt, nachdem sie sich in Kostensenkungsprogrammen von langjährigen Vertriebsmitarbeitern getrennt hätten. „Jetzt versuchen viele händeringend, die damit verloren gegangenen Qualitätskontakte zurückzugewinnen“, sagt Bauernfeind. „Die GOAAM-App und -Methode liefern dafür die passende Lösung.“ Seit Jänner 2018 ist eine Beta-Version der App fertig, im April 2018 erfolgte der Launch im App-Store, noch heuer soll eine Android-Version folgen.
TIM stellt entscheidende Weichen
Bereits 2013 hatte Gerald Bauernfeind die Idee für eine App zur Beziehungspflege, 2015 war der erste Prototyp fertig. Wichtige Weichenstellungen erfolgten durch den Kontakt mit TIM im Februar 2017. „Daniel Födinger hat uns nicht nur den Kontakt zum Studiengang Mobile Computing und der Forschungsgruppe Mobile Interactive Systems an der FH OÖ Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien in Hagenberg gelegt, sondern auch den Weg zu Förderungen geebnet“, erklärt Gerald Bauernfeind.
Für die Entwicklung des Algorithmus zur Visualisierung der privaten Kontakt-Netzwerke und die intuitive Menüführung war die Zusammenarbeit mit den IT-Experten aus Hagenberg unentbehrlich. Drei Mitarbeiter hat Bauernfeind bereits. Bis dato wurden in die Entwicklung rund 270.000 Euro investiert, der Großteil davon hat der Unternehmensgründer privat beigesteuert Die GOAAM-App in der „Light“ Variante ist kostenlos für iPad & iPhone verfügbar, die professionelle Versionen für iPad kostet 9,90 Euro pro Monat. Bis 2020 sollen rund 250.000 Kunden gewonnen werden. Im Februar 2018 startete neben der Akademie auch die Zertifizierung der Trainer, im März schließlich die GOAAM-App. Die Erlöse daraus sollen bereits im Jahr 2020 für ein EBIT von 800.000 Euro sorgen, lautet die Kalkulation von Gerald Bauernfeind.
Das könnte Sie auch interessieren:
Rudolf Trauner Preis
für FH-Professor
Gleichbleibende Qualität
durch Big Data
FHOÖ Studierende gewinnen
WTUN-Hackathon 2023