Erfolgreicher Testbetrieb von automatisiertem E-LKW auf öffentlicher Straße in Gunskirchen

Die Landesräte Markus Achleitner und Günther Steinkellner besichtigten im Sommer gemeinsam mit den Projektpartner die eigens für den Testbetrieb errichtete intelligente Ampelanlage in Gunskirchen. V. l.: Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner, Marc Grosse, VP Contract Logistics/SM Südosteuropa DB Schenker, Wolfgang Rapberger, GM BRP-Rotax / Representative of the Management Board, VP Global Sourcing & Operations Powertrain und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. © Stefanie J. Steindl
Die Landesräte Markus Achleitner und Günther Steinkellner besichtigten im Sommer gemeinsam mit den Projektpartner die eigens für den Testbetrieb errichtete intelligente Ampelanlage in Gunskirchen. V. l.: Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner, Marc Grosse, VP Contract Logistics/SM Südosteuropa DB Schenker, Wolfgang Rapberger, GM BRP-Rotax / Representative of the Management Board, VP Global Sourcing & Operations Powertrain und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. © Stefanie J. Steindl
Der autonome e-LKW unter der Outdoor-Beregnungsanlage im Digitrans Testcenter für automatisiertes Fahren. © Digitrans
Der autonome e-LKW unter der Outdoor-Beregnungsanlage im Digitrans Testcenter für automatisiertes Fahren. © Digitrans

18.12.2023

Nach vielen Kilometern am Testgelände und zuletzt auf öffentlicher Straße geht das Projekt AWARD in seine finale Phase. Der Anwendungsfall, der mehr als zwei Jahre lang mit Unterstützung der Europäischen Union intensiv beforscht wurde: Ein automatisierter E-LKW-Verkehr auf der 600 Meter langen Strecke zwischen BRP-Rotax und dem Logistikstandort von DB Schenker in Gunskirchen, der unter allen Witterungsbedingungen von Schnee und Eis bis Sonnenschein verlässlich funktionieren soll. Das Besondere daran: Die Strecke führte teilweise auch auf einer öffentlichen Straße.

„Die Tests im Echtbetrieb haben gezeigt, dass das komplexe Zusammenspiel zwischen Fahrzeug und Umgebung im automatisierten Verkehr bewältigt werden konnte. Mit diesem Leuchtturmprojekt zeigt der Automotive-Standort Oberösterreich auch international als innovative Region auf“, erklärt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. „Immerhin sind im Projekt, das ein Volumen von 26 Mio. Euro hat, 28 Partner aus 12 europäischen Ländern involviert. Der Use Case in Gunskirchen ist einer von vier, neben Anwendungsfällen für Lager, Hafen und Flughafen. Immer geht es dabei um den Echtbetrieb mit automatisierten Fahrzeugen.“

Infrastruktur-Landesrat Mag. Günther Steinkellner weist auf die Besonderheiten der Tests unter Realbedingungen auf öffentlicher Straße hin: Durch vernetzte Infrastruktur und autonome Fahrzeuge bricht eine neue Ära der Mobilität an. Nahtlose Interaktion von Fahrzeugen und Infrastruktur bietet viele Vorteile: Echtzeit-Informationen optimieren Verkehr und Sicherheit, Staus, Unfälle und Verzögerungen werden reduziert. Die Kombination dieser Faktoren schafft effektive Mobilität und ebnet den Weg für nachhaltige, umweltfreundliche Fortbewegung. Ermöglicht wurde der Testbetrieb durch die enge Kooperation mit Behörden von Landesregierung bis Gemeinde.“

Der dreimonatige Testbetrieb erforderte eine detaillierte Planung mit verschiedenen Phasen – vom Einrichten der Strecke über das Anlernen der Ampelanlage, die Kommunikation mit den Werkstoren von BRP-Rotax und DB Schenker bis hin zur schlussendlich optimierten Ampelschaltung. In der abschließenden Phase wurde dann erfolgreich gezeigt, dass die verschiedenen „Akteure“ Fahrzeug, Ampel und Werkstore mit dem herkömmlichen Verkehr immer besser in Einklang gebracht werden konnten: Die Rotphasen konnten beispielsweise bis kurz vor Ende des Testbetriebs deutlich verkürzt werden. Das von der Linz Center of Mechatronics GmbH an der überdachten Rampe von DB Schenker installierte und getestete Ultra-Wideband (UWB) Lokalisierungssystem lieferte zusätzliche Informationen über die Fahrzeugposition.

Finale Versuche auf der Teststrecke

Nach den erfolgreichen Tests im Echtbetrieb übersiedelte das Projekt wieder in das Digitrans Testcenter für automatisiertes Fahren in St. Valentin. Dort wurde der Betrieb mit Teleoperation ("Fernsteuerung") demonstriert und getestet. Dabei wurde der Anwendungsfall ohne Sicherheitsfahrer getestet: Das Fahrzeug ist tatsächlich autonom unterwegs, in Gefahrensituation kann es aber einen digitalen „Hilfeschrei“ absetzen und dann per Fernsteuerung bewegt werden.

Basis für automatisierten Gütertransport

Diese Tests sind notwendig, um sich dem nächsten Schritt anzunähern. Ziel ist es, die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt als Sprungbrett für die Weiterentwicklung des automatisierten Gütertransports zu nutzen. Am Ende dieser Entwicklung steht der Betrieb ohne Sicherheitslenker auch auf öffentlichen Straßen. Als Sicherheitsleine dient dabei die Möglichkeit der Fernsteuerung.

Bis es so weit ist, muss der Use Case noch weiterentwickelt werden: Fahrzeug, Software, Sensorik und deren Zusammenspiel stehen dabei genauso auf der Agenda wie die rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich wie die Technologie ebenfalls weiterentwickeln müssen. Die Digitrans GmbH als Kompetenzzentrum plant in den nächsten Jahren weitere Projekte, um automatisierte Güterfahrzeuge sicher in den öffentlichen Verkehr zu integrieren.

Statements der Projektpartner:

Alexander Winter, CEO von DB Schenker in Österreich und Südosteuropa:

„Es ist für uns von höchster Bedeutung, unseren Kunden innovative und nachhaltige Logistik-Lösungen zu bieten. Dabei spielt das autonome Fahren eine immer wichtigere Rolle. Es freut uns daher sehr, dass wir dieses Leuchtturmprojekt in Gunskirchen mit unseren Partnern erfolgreich abschließen und aufzeigen konnten, dass das vollautonome Fahren im Echtbetrieb auch in komplexer Umgebung und unter schwierigen Witterungsbedingungen funktioniert. Damit treiben wir den realen Einsatz von autonomen Güterverkehrslösungen nicht nur Österreich, sondern in der ganzen Welt voran.“

Wolfgang Rapberger, General Manager BRP-Rotax / Representative of the Management Board, Vice President Global Sourcing & Operations Powertrain:

„Zukunftsweisende Projekte wie dieses, bei denen wir unser Know-how weiter ausbauen und an langfristigen Lösungen mitwirken können, bereiten uns bei BRP-Rotax Freude. Schließlich liegt Innovation in unserer Unternehmens-DNA. Selbst wenn weitere Entwicklungsarbeit benötigt wird, hat das Projekt bewiesen, dass Automatisierung nicht nur innerhalb der Produktion bei uns intern funktioniert, sondern auch eine Zukunft im Logistikprozess mit unseren Partnern hat. Die Testphase hat einmal mehr gezeigt, was durch großartige Kollaboration möglich ist.“

Hannes Watzinger, Projektleiter DigiTrans GmbH:

„Als Digitrans sind wir stolz, dass wir einen wesentlichen Beitrag in diesem ambitionierten, prestigeträchtigen EU-Projekt leisten konnten und möchten uns an dieser Stelle bei den Projektpartnern für die gute Zusammenarbeit und natürlich auch bei den Behörden, dem Land OÖ und der Gemeinde Gunskirchen für die Unterstützung herzlich bedanken, wodurch dieses Leuchtturmprojekt letztendlich erst ermöglicht wurde. Die Erprobung unterschiedlicher Fahrzeuge in unserem Testcenter für automatisiertes Fahren in St. Valentin, wie auch der Demo-Betrieb mit dem automatisierten LKW zwischen BRP-Rotax und DB Schenker hat klar aufgezeigt, dass der Betrieb eines solchen Fahrzeuges auf öffentlichen Straßen grundsätzlich möglich ist, es jedoch noch Entwicklungs- und Anpassungsbedarf in technischen, organisatorischen und regulatorischen Themen gibt. Nur durch die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen kann sichergestellt werden, dass diese neue Technologie rechtzeitig und wirtschaftlich eingesetzt werden kann und Österreich den Anschluss an die internationalen Entwicklungen nicht verliert.“

Christian Schöffmann, Bürgermeister Gunskirchen:

„Es hat mich gefreut, dass der Testbetrieb in Gunskirchen so erfolgreich war und es zu keinen Beeinträchtigungen durch die Ampelanlage gekommen ist.“

Martin Russ, Geschäftsführer/Managing Director AustriaTech:

„Das AWARD-Projekt steht exemplarisch für Fortschritt in der Mobilitätslandschaft Oberösterreichs und zeigt den Weg in die Zukunft für den Bereich Logistik in ganz Europa. Durch die aktive Beteiligung derartigen innovativen Projekten bekräftigt Österreich seine Ambition, im Verknüpfen von Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit bei neuen Mobilitätslösungen eine Führungsrolle einzunehmen. Wir bei AustriaTech sehen es als unsere Verantwortung, innovative Projekte wie dieses zu begleiten und die Entwicklung in der automatisierten Mobilität zielgerichtet voranzutreiben. Das Zusammenspiel von fortschrittlicher Technologie und effektiver Partnerschaft in diesem Projekt steht sinnbildlich für unsere Vision. Jeder Kilometer, den E-LKWs im Projekt AWARD automatisiert zurücklegen verdeutlicht - der Wandel hin zu einem nachhaltigeren Verkehrssystem ist machbar.“

Über das Projekt AWARD:

28 Partner aus zwölf Ländern arbeiten unter der Konsortiumsleitung von easymile im Projekt AWARD („All Weather Autonomous Real logistics operations and Demonstrations“) zusammen, um autonome Transportfahrzeuge für Logistikanwendungen allwettertauglich und damit breiter nutzbar zu machen. Dafür werden Anwendungsbeispiele auf dem Flughafen Oslo, im Hafen nahe Rotterdam, beim AIT Austrian Institute of Technology in Seibersdorf sowie bei BRP-Rotax und DB Schenker in Gunskirchen umgesetzt. Gefördert wird AWARD im Rahmen des europäischen Forschungs- und Innovationsförderprogramms HORIZON 2020.

Die österreichischen Projektpartner sind:


Portraitfoto Doris Straub

Doris Straub, BSc

Projektmanagerin

Connected Mobility

Mobil: +43 664 852 0902