09.12.2024
Die Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichte sind komplex. Technisch oder juristisch verfasste Regelwerke sowie viele interne und externe Datenquellen stellen Unternehmen vor Herausforderungen. In einem Kooperationsprojekt im Cleantech-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria wollen die Mission PET GmbH, die SEMA Maschinenbau GmbH und die STRASSER Steine GmbH gemeinsam mit dem Software Competence Center Hagenberg (SCCH) das Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten vereinfachen – und zwar mit Hilfe Künstlicher Intelligenz.
Im Green Deal der Europäischen Union ist die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit von Unternehmen als wichtiger Bestandteil für die Dekarbonisierung verankert. Die Kriterien für „Environmental, Social and Corporate Governance“ (auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), auch ESG-Kriterien genannt, spielen dabei eine wesentliche Rolle. „Die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung wachsen stetig. Betroffen davon sind nicht nur Großunternehmen, sondern auch kleine und mittlere Betriebe sowie Start-ups“, erklärt Maria Krahofer von Bridge Corporate Finance, die Mission PET, SEMA Maschinenbau und STRASSER Steine im Projekt als Beraterin unterstützt.
Im ersten Schritt erheben die drei Unternehmen mit Hilfe von Bridge Corporate Finance sämtliche Anforderungen, die für das Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten relevant sind. Anschließend bauen sie mit den gesammelten Informationen (z. B. Richtlinien, Studien, Unternehmensberichte, Nachrichtenartikel, Vorgaben von Lieferanten oder Banken etc.) eine Datenbank auf.
Das Software Competence Center Hagenberg (SCCH) reduziert dann die Komplexität der Daten mittels Retrieval Augmented Generation (RAG), also Künstlicher Intelligenz. „Dabei werden zuerst alle relevanten Dokumente identifiziert und anschließend für das Generieren von Antworten genutzt. Dadurch verkleinert sich die Informationsmenge, die Qualität der Ergebnisse wird besser und die Verarbeitungszeit verkürzt sich“, beschreibt Volkmar Wieser, Area Manager Data Science vom SCCH. Im konkreten Fall heißt das, aus den umfangreichen Regelwerken werden die geforderten Informationen effizient extrahiert und die Inhalte für das Projekteteam praxistauglich aufbereitet.
Maßgeblich im Projekt ist eine Wesentlichkeitsanalyse, bei der Bedeutung und Auswirkungen der Nachhaltigkeitsaspekte bewerten werden. Unternehmen können damit definieren, welche Daten zu sammeln und zu berichten sind. Für noch fehlende Daten evaluiert das Projektteam unter anderem Methoden für KI-unterstützte Schätzverfahren. Am Ende soll nicht nur ein praxistaugliches Konzept stehen, mit dem Unternehmen ihre ESG-Daten in das eigene Datenmanagement integrieren können. Mission PET, SEMA Maschinenbau und STRASSER Steine sollen einen Nachhaltigkeitsbericht in Händen halten, der den gesetzlichen Anforderungen entspricht und die für den jeweiligen Betrieb relevanten Daten enthält.
Der Cleantech-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria unterstützt Unternehmen bei der Twin Transition, die zwei große Veränderungen miteinander verbindet: Dekarbonisierung und Digitalisierung. „Diese doppelte Transformation schafft Transparenz entlang der Wertschöpfungsketten, fördert Innovationen und senkt CO₂-Emissionen, beispielsweise durch Effizienzsteigerungen in der Kreislaufwirtschaft. Unsere Aufgabe ist es, als Bindeglied zwischen Lösungsanbietern und Anwendern zu fungieren, Unternehmen mit Forschung und Entwicklung zu vernetzen sowie neue Projekte auf den Weg zu bringen, um den Standort Oberösterreich weiter zu stärken“, sagt Cluster-Manager Dorian Wessely.
Das Software Competence Center Hagenberg (SCCH) fokussiert sich auf die wissenschaftliche Relevanz und das Potenzial von Retrieval Augmented Generation Systemen für die effektive Aufbereitung von ESG-Daten. „Dadurch tragen neue Technologien nicht nur zur Risikominderung und zur Verbesserung der finanziellen Performance bei, sondern spielen auch eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von nachhaltigen und zukunftsorientierten Geschäftsmodellen“, ist Volkmar Wieser überzeugt. Ähnlich sieht es Mission PET Geschäftsführer Markus Huemer, wenn es um ein nachvollziehbares ESG-Datenmanagement geht: „Gerade in unserem Bereich können wir so einen Vorteil gegenüber Materialkonkurrenz aus Fernost erzielen, wenn wir nachweislich gerechnete Daten liefern können.“
Bei der SEMA Maschinenbau GmbH fordern zahlreiche große europäische Industrie- und Automobilkunden sowie Lieferantenplattformen ESG-relevante Daten an. „Diese Informationen stellen für die Kunden immer relevantere Entscheidungskriterien für in die Auftragsvergabe dar. Das entsprechende Reporting und die aktuelle Verfügbarkeit von Daten sind für die wirtschaftliche Tätigkeit mittlerweile ein wesentlicher Punkt“, ergänzt Technischer Leiter und Prokurist Johannes Weiermair. Auch die Kunden von STRASSER Steine wollen Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens. „Nicht nur deshalb sind die systematische Erfassung, Interpretation und Auswertung der komplexen ESG-Daten von zentraler Bedeutung. Die Daten liefern zudem wertvolle Erkenntnis über die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens“, beschreibt CFO und Prokurist Harald Wegscheider.
Laufzeit: 01.04.2024 – 31.03.2026
Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.