06.11.2017
Kleine und mittelgroße Tischlereien stehen immer wieder vor der Herausforderung große Aufträge nicht annehmen zu können, da betriebsintern die Kapazitäten fehlen und der Aufbau dieser zu lange dauern würde. Auch die Partnersuche und die Koordination mit Subunternehmen gestalten sich oft kompliziert. Um dieses Problem zu lösen, wurde ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, das den Informationsfluss bei unternehmensübergreifenden Kooperationen zwischen Tischlereien automatisieren soll.
Das Projekt wurde im Rahmen des Strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramms OÖ 2020 – unter der Ausschreibung „Produktionsstandort OÖ 2050: Industrie 4.0“ abgewickelt. Business Upper Austria unterstützte das Forschungsprojekt und fungierte als externer Berater bei der Antragstellung.
Die nextsoft it GmbH stellte sich als Koordinator und Bindeglied zwischen drei Tischlereien und dem Forschungsinstitut FAW der JKU zur Verfügung, um ein Forschungsprojekt auf die Beine zu stellen, da sie von ihren Tischlerei-Kunden von den Schwierigkeiten im Bereich der Produktionskooperation erfahren hat. Die Partnersuche bzw. die Koordination mit Subunternehmen gestaltet sich – bei Annahme eines großen Auftrags bzw. wenn die Tischlereien als Subunternehmer fungieren – oft kompliziert. Das Ziel des Projektes war der Aufbau eines firmenübergreifenden Netzwerks und die Definition einer Software. Bei temporären Produktions-Kooperationen soll die Softwarelösung, die Prozesse und die dafür notwendigen Informationen automatisiert verknüpfen und dadurch technisch führende, adaptive und qualitativ hochwertige Produktionsprozesse ergeben. Die drei Unternehmen – die Tischlereien Schwingenschuh, Lidauer und ShopCrea – wollen damit langfristig ihre Ressourcen bündeln und ein Produktionsnetzwerk aufbauen.
„Die Vision hinter dem Projekt ist, dass kleine Produktionsbetriebe über die Zusammenarbeit und Vernetzung ihren Aufwand verkleinern und sich so auf ihre Kern-Bereiche konzentrieren können.“ Karl Platzer, Nextsoft it
Intelligentes Bündeln der Kapazitäten von KMU in Form von kooperativen Produktionsprozessen kann zum Entstehen von schlagkräftigen „production clouds“ führen. Nach dem Vorbild des „cloud computing“ können in solchen Produktionsnetzwerken Kapazitäten dynamisch an den Bedarf angepasst werden. Nach außen hin zum Kunden tritt immer nur ein Koordinator in Erscheinung. Dadurch können zusätzliche Umsätze von den Betrieben lukriert werden, die sie alleine nicht machen könnten. „Kleinstrukturierte Betriebe können durch Arbeitsgemeinschaften ihre Kapazitäten besser nutzen, und zwar nicht nur in Sachen Ausstattung, sondern auch im Hinblick auf das Auftragsvolumen“, sagt Karl Platzer. Einerseits können bestehende Kunden komplett bedient, andererseits können neue Kunden gewonnen und die Prozessqualität verbessert werden. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit der oberösterreichischen Tischlereien gesteigert.
Nach 18 Monaten intensiver Entwicklungsarbeit wurden mit den definierten Software-Lösungen die Grundlagen für ein weiteres gemeinsames Vorgehen in Richtung Kooperationsnetzwerk geschaffen. Das Projektteam ist aufgrund der Projektergebnisse davon überzeugt, dass Produktionsnetzwerke die Zukunft im KMU-Bereich darstellen. Die in diesem Projekt entwickelten Lösungen werden den Schlüssel zur langfristigen Zusammenarbeit unter den KMU-Tischlereibetrieben darstellen – bei gleichzeitiger Wahrung der Eigenständigkeit.
In einem nächsten Schritt ist die Weiterentwicklung und konkrete Umsetzung unter den Betrieben geplant. Betriebe, die sich an einem Folgeprojekt zur Umsetzung des Produktionsnetzwerkes beteiligen wollen, können sich bei der nextsoft it GmbH melden. Kontakt: office@nextsoft.at
Mit dem Call „Produktionsstandort OÖ 2050: Industrie 4.0“ wurde im Frühjahr 2015 eine Aktion zur Umsetzung des Strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogrammes OÖ 2020 im Bereich „Industrielle Produktionsprozesse“ und „Mobilität / Logistik“ gesetzt. Das Interesse von Unternehmen und Forschungseinrichtungen war groß: 28 Projekte wurden eingereicht, von denen letztlich zehn mit einer Förderung aus dem Forschungs- und dem Wirtschaftsressort unterstützt werden. Das Gesamt-Projektvolumen lag bei 4,1 Mio. Euro, die durchschnittliche Förderquote lag bei rund 75 Prozent.
Koordinator:
Partner:
• Institut für Anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) der JKU Linz
• Schwingenschuh Gesellschaft m.b.H.
• Lidauer Tischlerei Gmbh
• ShopCrea GmbH
Die drei beteiligten Tischlereibetriebe beschäftigen zwischen zehn und vierzig Mitarbeiter und sind allesamt unter anderem im Bereich Ladenbau tätig.
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