12.11.2020
Ist Ihr Unternehmen fit für die Zukunft? Bei dieser kostenlosen Veranstaltung am 5. November holten sich 34 Teilnehmer*innen neue Inputs, um in der Industrie 4.0 einen großen Schritt voraus zu sein. Expert*innen stellten zukunftsweisende Herangehensweisen und Tools vor.
Die digitale Welt lässt sich – bildlich – mit dem Straßenverkehr vergleichen. Die Geschwindigkeit ist oft enorm, es gibt Staus und manchmal fehlt einfach ein Routenplaner. Einen solchen hat der Mechatronik-Cluster gemeinsam mit dem Institut für Intelligente Produktion der FH-OÖ Campus Steyr entwickelt. Der Digital Check – das Reifegradmodell für die Industrie 4.0 – zeigt einem Unternehmen, wie weit es in der digitalen Transformation schon gekommen ist und wo es noch kleine oder größere Verbesserungen umsetzen kann. Wolfgang Kurz, Projektmanager Business Upper Austria, Connected Mobility und Digital Transformation, stellte dieses Tool vor.
Bei diesem Modell wird anhand der Dimensionen Daten, Intelligenz und Digitale Transformation der Reifegrad eines Unternehmens in Bezug auf Industrie 4.0 gemessen. Ein strukturierter Prozess unterstützt die Firmen, Verbesserungspotenziale zu finden und diese zu realisieren. Neben operativen Unternehmensbereichen wie Produktion, Vertrieb oder Planung lassen sich mit dem Modell auch anstehende Projekte bzw. unternehmensstrategische Maßnahmen auf ihr Potenzial untersuchen und bewerten. Das gewählte und zu untersuchende Applikationsfeld wird mit Sub-Kriterien und einer Skala von 0-10 bewertet. Das Ergebnis der drei Dimensionen zeigt sich dann in einem Würfel. Das Delta zwischen Ist und Soll zeigt den Grad der Weiterentwicklung. Um zum Soll-Grad zu gelangen, wird jeder Wert mit Handlungsanweisungen hinterlegt.
„Wenn Sie nun die verschiedenen Prozesse bewerten, kann es durchaus sein, dass der Ist-Zustand schon der bestmögliche und sinnvollste Zustand ist. Es muss nicht immer die 10 sein, es kann auch in Ordnung sein, dass ein gewisser Status laut Referenztabelle und Unternehmensstrategie der richtige Wert ist“, erklärte Kurz. Jede Maßnahme wird verknüpft mit einem Träger, der smarter oder reifer werden soll. Wenn eine Maßnahme mehrmals erscheint, wird die Korrelationszahl immer höher. Die Heatmap zeigt, welche Maßnahmen am häufigsten vorkommen und – wenn angewendet – die größte Hebelwirkung erzielen würden. 35 Unternehmen haben das Tool bereits genutzt, 30 lizenzierte Expert*innen arbeiten an der stetigen Weiterentwicklung und den Inhouse-Schulungen mit. Sie haben bereits 174 Applikationsfelder und 298 Träger analysiert.
Retrofitting von Produktionsanlagen ist eine effektive Variante der Modernisierung von Maschinen und Antriebssystemen. Durch das Nachrüsten sind Unternehmen in der Lage, Energietransparenz zur Bewertung und Analyse von Maschinen zu schaffen, Optimierungspotenziale zu finden und letztendlich die Energieeffizienz von Produktionsgebäuden und Anlagen zu erhöhen. Retrofitting bereitet die Unternehmen zudem auf eine laufende Digitalisierung des Betriebs vor. Peter Holzmann und Andreas Wöss von der Siemens AG Österreich – Food & Beverage stellten Lösungsansätze zur Erhöhung der Energietransparenz in Betrieben vor.
„Haupttreiber für die Einführung eines Energiemanagement-Systems in den Unternehmen sind die ständig steigenden Energiekosten,“ sagte Peter Holzmann, „aber auch Gesetze, bspw. das Energieeffizienzgesetz, oder das Imagethema sind verantwortlich für die steigende Bedeutung.“ Wichtig sei vor allem die Schaffung einer energetischen Transparenz: Erfassen und Auswerten der Daten, Planen von Energieeffizienzmaßnahmen, nach Durchführung Überprüfung und Bewertung der Maßnahmen und wieder erneute Erfassung der Messdaten. Holzmann stellte die Lösungsansätze von Siemens vor, von Messerfassung in der Feldebene über Transparenzschaffung und Sonderfeatures wie Maschinenanalyse bzw. Lastmanagement in der Produktion bis hin zur Auswertung auf der Managementebene mit dem richtigen Energiedatenmanagement.
Eine der wichtigsten Kennzahlen im Energieprojektmanagement ist der Energieverbrauch. Hoher Energieverbrauch bedeutet ebenso ein hohes Optimierungspotenzial. „Doch auch, wenn ein Unternehmen bereits gut technisch und energetisch aufgestellt ist, lässt sich die Energieeffizienz erhöhen, wie das Fallbeispiel Brauerei Freistadt zeigt,“ berichtete Andreas Wöss. Der Gas-Dampfkessel der Brauerei, der normalerweise großes Potenzial birgt, war bereits optimiert. Doch es gelang, weiter Energie einzusparen: Die Regeltechnik wurde optimiert, eine PV-Anlage installiert, eine Wärmerückgewinnung bei einer Kältemaschine nachgerüstet und eine LED-Beleuchtung eingebaut.
Als Triebfedern für Innovation gelten Förderungen und Zuschüsse der Austria Wirtschaftsservice GesmbH (aws). Darüber informierte Alexandra Puchner, Projektmanagerin Business Upper Austria, Investoren- und Standortmanagement. Sie wies darauf hin, dass Anträge immer vor der Auftragsvergabe gestellt werden müssen. Ein Fehler, der sehr häufig besonders bei Investitionen passiert. Für das Einführen von Energiemanagement-Systemen sei das Bundesförderprogramm aws Energie & Klima geeignet, betonte die Förderexpertin. Die Investitionsprämie für aktivierungspflichtige Neuinvestitionen beträgt 7 Prozent, bei Investitionen in den Bereichen Digitalisierung, Ökologisierung/Klimaschutz und Gesundheit liegt der Zuschuss sogar bei 14 Prozent. Tipp der Expertin zur Investitionsprämie: Der Fördertopf ist schon sehr ausgeschöpft – daher schnell handeln und schnell beantragen.
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